Stell dir einen Golfer:in vor, der eine Stunde lang auf der Range steht.
Er schlägt Ball um Ball. Der vierte fliegt gut, der fünfte besser, der sechste ... landet im Netz des Nachbarn. Er schaut auf seine Hände. Dann auf seinen Schläger. Dann zum Himmel. „Was mach ich falsch?“, murmelt er – zum siebten Mal in zehn Minuten. Und das war nur das Warm-up?
Ein anderer schlägt Dutzende Bälle und fühlt sich wie Scottie Scheffler an einem guten Tag – und dann, am ersten Abschlag, verliert er die Nerven wie ein Huhn auf Glatteis.
Kommt dir bekannt vor? Ja, mir auch. Weil das so ziemlich jeder Amateur ist, den man kennt. Und das ist nicht übertrieben.
Wenn es auf den Driving Ranges dieser Welt eine Währung gäbe, dann wäre es der perfekte Schwung – ohne Übertrag auf den Platz. Kurswert: unbezahlbar frustrierend.
Der Amateur trainiert, als müsste er ein Roboter werden. Winkel hier, Tempo da, Drehung dort. Er analysiert sich zu Tode, spielt im Kopf schon die nächste Instagram-Zeitanalyse durch – und wundert sich dann, dass der Ball rechts rausgeht, weil sein Körper irgendwann sagt: „Mach den Mist doch alleine.“
Wenn Training ein Ort wäre, wäre es ein Labor. Und wenn Spiel ein Ort wäre, wäre es eine Bühne. Die meisten Amateure stehen mit dem Laborkittel auf der Bühne – und wundern sich, dass keiner klatscht.
Tiger wusste das. Hogan sowieso. Sie wussten:
Aber Freiheit erfordert Vorbereitung. Und genau die fehlt bei denen, die glauben, fünf gute Drives auf der Range reichen, um auf dem Platz nicht in sich zusammenzufallen wie ein schlecht gefalteter Campingtisch.
Auf der Range bist du Rory. Du schlägst mit Tempo, mit Klang, mit Flug. Du fühlst dich bereit. Dann kommt das erste Tee. Ein paar Augen schauen. Deine Gedanken rasen. Und dann: der Slice ins Aus.
Nicht, weil du es nicht kannst. Sondern weil du das Entscheidende vergessen hast: den Moduswechsel. Du bist noch im Analyse-Modus – dein Körper will spielen, aber dein Kopf fragt noch, ob deine linke Schulter zu offen steht.
Dan Jenkins hätte gesagt: „Der Unterschied zwischen der Range und dem Platz ist, dass du auf der Range keine Zeugen hast.“
Du brauchst nicht mehr Schläger. Du brauchst nicht mehr YouTube. Du brauchst einen klaren inneren Ablauf. Und der besteht aus drei Dingen:
Hast du das? Dann bist du gefährlich – auch mit HCP 17. Wenn du das nicht trennst, dann spielst du Golf wie ein Automechaniker, der während der Fahrt den Motor zerlegt.
Der Amateur weiß heutzutage fast ALLES. Die meisten Golfer wissen mehr, als sie umsetzen können. Sie kennen die Theorie – aber nicht den Zeitpunkt. Sie haben Tipps, das ganze Equipment – aber keine mentale Struktur. Sie haben YouTube im Kopf – und Chaos im Körper.
Aber Golf verzeiht keine inneren Widersprüche. Du kannst nicht frei schwingen, wenn du gleichzeitig versuchst, dein Setup mit dem inneren Zollstock zu kontrollieren.
Du trittst aufs Gas – aber ziehst gleichzeitig die Bremse an. Weil du den Schlag ausführen willst – aber im Kopf noch dein Setup checkst.
Das ist nicht nur ineffektiv – das ist mentale Selbstsabotage. Und trotzdem machen es 80 % der Spieler genauso. Warum? Weil sie es nie anders gelernt haben. Oder schlimmer: Weil sie denken, das sei Golf.
Nutze die Zeit vor den Runden – nicht nur zum Warmspielen, sondern um deine Zustände zu trainieren.
Ein guter Plan bringt dich nicht auf die Tour. Aber er bringt dich vielleicht durch die ersten neun Löcher, ohne dass du deine Scorekarte essen willst.
Ein strukturierter Ablauf vor der Runde – klar getrennt in Technik, Flow und Routine – hilft dir, das umzusetzen, was du kannst. Und mehr will niemand von dir verlangen.
Hier ist ein strukturierter Trainingsplan. Keine App, kein Algorithmus – nur System.
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Du bekommst Aufgaben, Schlagzahlen, klare Cues. Und – was noch wichtiger ist – du bekommst ein Gefühl für den Unterschied zwischen:
Wähle 2 Technikpunkte. Fokussiere nur darauf. Korrigieren – fühlen – wiederholen. Kein Multitasking. Kein Chaos. Nur klarer Fokus.
Atme. Spür dich. Sieh dein Ziel. Keine Technik-Gedanken – nur Zielbild & Rhythmus. Flow ist ein Zustand – kein Befehl.
Wenn du aufhörst zu denken, fängst du an zu spielen. Aber nur, wenn du vorher richtig gedacht hast. Der Rest ist Golf. Und das ist schwer genug.
„Du brauchst keinen neuen Driver. Du brauchst eine neue Einstellung.“
„Du willst besser spielen? Fang damit an, aufzuhören zu denken, wenn du schlägst.“
Golf ist schwer. Aber es wird nicht leichter, wenn du ständig zwischen Analyse und Instinkt hin- und herspringst. Mach dir das Leben nicht schwerer als nötig. Trainiere mit Struktur. Spiele mit Gefühl. Und denk dran:
Nicht jeder Gedanke ist dein Freund.
Letzter Gedanke, bevor du wieder Bälle schlägst: Trainieren kannst du jeden Tag. Aber Spielen – das beginnt im Kopf. Und der braucht manchmal weniger Input, aber mehr Klarheit.
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