Beim Golf ist es eine häufige Situation: Du hast das Grün nicht getroffen und stehst nun vor der Herausforderung, den Ball in die Nähe der Fahne zu bringen. Auch wenn dieser Schlag auf der Driving Range zigmal geübt wurde, kann er während einer Runde plötzlich zum Problem werden. Der Ball wird getoppt, zu lang oder zu kurz gespielt. Das Hauptproblem liegt oft im mentalen Druck, den wir uns selbst machen, wenn wir den Ball dicht an die Fahne spielen wollen. Ein einfacher Wechsel des Mindsets kann hier Wunder wirken.

Die Realität der verfehlten Grüns

Auch die besten Golfer der Welt verfehlen das Grün in 30-40% der Fälle, und bei guten Amateuren liegt diese Quote sogar bei etwa 45%. Das bedeutet, dass selbst erfahrene Spieler oft vor der Aufgabe stehen, den Ball aus schwierigen Lagen rund ums Grün in eine gute Position zu bringen.

Stell dir vor, du hast das Grün verfehlt und stehst nun vor einem Chip von etwa 20-25 Metern. Du weißt, dass du diesen Schlag beherrschst – auf der Range trifft er fast immer sein Ziel. Doch in der Spielsituation steigt der Druck: Du willst das Par retten oder das Doppelbogey vermeiden. Der Druck steigt weiter. Du möchtest den Ball nun unbedingt nah an die Fahne bringen, idealerweise ins Loch. Diese Erwartungshaltung erzeugt selbstgemachten Stress und kann dein Potenzial stark beeinträchtigen.



Das richtige Mindset: Spielen aufs Grün, nicht an die Fahne

Die mentale Falle

Der Gedanke „Ich muss den Ball direkt an die Fahne spielen“ setzt dich unter enormen Druck, denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass dies gerade jetzt klappt. Dein Körper reagiert darauf, indem er die Muskulatur anspannt, weil offensichtlich etwas Wichtiges geschafft werden muss. Genau dies führt zu Schwungverwerfungen – nicht viel, aber genug, um den Rhythmus zu stören, was dazu führt, dass das gesamte Timing nicht hinhaut. Man trifft den Ball fett oder dünn, einfach nicht, wie es sein sollte. Der Ball schießt übers Grün oder kommt nicht mal so weit, oder ist einfach zu weit weg, um den 1. Putt zu machen.

Golf ist ein Zahlenspiel, und wo Zahlen sind, ist auch die Statistik nicht weit. Man kann davon ausgehen, dass ein Profi seinen Chip nur zu 70% in den Zielkreis legt. Von acht Versuchen kommt er sechsmal in seinen Zielkreis.

Die Lösung: Das Mindset ändern

Neben dem Üben der verschiedenen Distanzen ist das Einfachste das Ändern des Mindsets. Anstatt zu versuchen, den Ball direkt an die Fahne zu spielen, um Bogeys oder Doppelbogeys zu vermeiden, setze dir ein einfacheres Ziel: den Ball nur sicher aufs Grün zu bringen. Mit einem Schlag, von dem du weißt, dass er der ungefähren Zieldistanz entspricht (+2-5 m Radius je nach Handicap verschieden). Diese Zielzone ist groß genug, um den Druck zu verringern und erhöht gleichzeitig deine Chancen auf einen erfolgreichen Chip und darauf, dass der 1. Putt ins Loch geht. Kalkuliere den Zwei-Putt mit ein und freue dich über den Ein-Putt.

Warum funktioniert das?

Wenn du dich darauf konzentrierst, den Ball nur aufs Grün zu spielen, kannst du deine natürlichen Bewegungen und die großen Muskelgruppen nutzen, die du im Training entwickelt hast. Diese Bewegungen sind vertraut und sicher, was das Risiko von Fehlern reduziert. Der Versuch, den Ball direkt an die Fahne zu spielen, erfordert hingegen sehr präzise Bewegungen und damit die Koordination kleinerer Muskelgruppen, was zu Verspannungen und einem körperlichen Zielkonflikt führen kann, der in der Summe der Schläge häufiger zu Fehlern führt.

Beispiel

Du stehst vor einem 20-Meter-Chip. Anstatt zu denken „Dieser Ball muss jetzt direkt an die Fahne“, sag dir „Ich spiele den Ball sicher aufs Grün“. Atme tief durch, visualisiere den Schlag und führe ihn mit einer entspannten Bewegung aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Ball in deiner Zielzone landet, weil du ihn geübt hast, ist hoch, und du hast eine gute 1. Putt-Chance, ansonsten spielst du Bogey und im schlechtesten Fall Doppelbogey.

Fazit

Ein einfacher Wechsel im Mindset kann den Unterschied ausmachen, ob ein Chip oder Pitch erfolgreich ist oder nicht. Indem du dich darauf konzentrierst, den Ball erstmal sicher aufs Grün zu spielen, anstatt ihn direkt an die Fahne bringen zu wollen, reduzierst du den mentalen Druck, der sich sonst direkt auf die Muskulatur auswirkt, und verbesserst damit deine Leistung (statistisch). Übe diese Denkweise und integriere sie in dein Spiel, um stressfreier und erfolgreicher zu golfen.

Versuche es mal beim nächsten Chip, der an die Fahne muss. Es kommt maximal zu einem Zwei-Putt. Das Gleiche gilt übrigens auch beim Putten oder dem Approach zum Grün.